Knowledge Fahrradförderung und Rettungswege zusammendenken 12 March 2024 German Initiativen zur Förderung des Radverkehrs auf globaler Ebene stoßen häufig auf Widerstand, insbesondere wegen ihrer negativen Auswirkungen auf die Rettungsdienste. Infolgedessen sind Konflikte entstanden, da sich Feuerwehren gegen den Bau von Radwegen wehrten. Sie befürchten, dass diese Wege die Fahrspuren verengen und damit möglicherweise gegen die Brandschutzvorschriften verstoßen. Das Gefühl, dass Radwege die Rettungsdienste behindern, wird häufig von Gegnern des Radverkehrs geäußert. Beispiele sowohl innerhalb als auch außerhalb der Niederlande widerlegen jedoch diese Auffassung und zeigen, dass der Ausbau der Fahrradinfrastruktur mit der zügigen Durchfahrt von Rettungsfahrzeugen vereinbar ist und in einigen Fällen sogar die Reaktionszeiten der Rettungsdienste verbessert. Eine kürzlich in Paris durchgeführte Studie hat beispielsweise ergeben, dass die Einrichtung von Fahrradwegen zu kürzeren Reaktionszeiten für die Feuerwehr in der Stadt geführt hat. Um ein tieferes Verständnis dieses Themas zu erlangen, führte die Dutch Cycling Embassy eine Studie durch, um zu verstehen, wie und warum eine Koexistenz zwischen schneller Notfallhilfe und einer erfolgreichen Fahrradkultur möglich ist. Durch die Untersuchung bewährter Praktiken und aus Gesprächen mit relevanten Akteuren haben sich einige wichtige Erkenntnisse ergeben, die in diesem Artikel vorgestellt werden. Dieser Beitrag ist zwar nicht als Gestaltungsleitfaden gedacht, soll aber zu konstruktiveren und kooperativeren Ansätzen bei der Integration von Fahrradförderung und Notfallmaßnahmen inspirieren und ermutigen. Gehen Sie bei der Umsetzung verkehrsberuhigender Maßnahmen taktisch vor. Verkehrsberuhigungsmaßnahmen sind beliebte und wirksame Maßnahmen zur Schaffung eines fahrradfreundlichen Umfelds. Zu den am häufigsten durchgeführten Verkehrsberuhigungsmaßnahmen gehören Bodenschwellen, Kreisverkehre, Verengungen und Schikanen. Das Hauptziel dieser verkehrsberuhigenden Maßnahmen besteht darin, die Geschwindigkeiten der Fahrzeuge zu reduzieren und dadurch eine Umgebung zu schaffen, die sicherer und förderlicher für das Gehen und Radfahren ist. Studien haben immer wieder gezeigt, dass eine Verringerung der Geschwindigkeit von Kraftfahrzeugen auf 30 km/h die Zahl der tödlichen Unfälle mit Radfahrenden und Fußgänger drastisch senken kann. Diese Maßnahmen tragen somit zur Verwirklichung der Vision Zero bei, “einer Strategie zur Vermeidung aller Verkehrstoten und Schwerverletzten bei gleichzeitiger Steigerung einer sicheren, gesunden und gerechten Mobilität für alle”. Bei den Rettungskräften, insbesondere bei der Feuerwehr und den Rettungsdiensten, sind jedoch Bedenken hinsichtlich der möglichen negativen Auswirkungen solcher Maßnahmen auf die Reaktionszeiten von Notfällen aufgekommen. So können Bodenschwellen zu einer Verzögerung von bis zu 9,4 Sekunden pro Schwelle führen, abhängig von ihrer Größe und der des Einsatzfahrzeugs. Trotzdem argumentiert Dan Burden, Autor des Handbuchs “Emergency Response: Traffic Calming and Traditional Neighborhood Streets” (Notfallmaßnahmen: Verkehrsberuhigung und herkömmliche Straßen in der Nachbarschaft), dass gut konzipierte Verkehrsberuhigungsmaßnahmen die Reaktionszeiten von Rettungsdiensten nicht beeinträchtigen müssen, sondern diese sogar verbessern können. Daher ist es wichtig, bei der Umsetzung von Verkehrsberuhigungsmaßnahmen taktisch vorzugehen. Zum einen wird von der (übermäßigen) Verwendung von Bodenschwellen oder anderen Arten von vertikalen Verkehrsberuhigungsmaßnahmen auf wichtigen Rettungswegen abgeraten. Diese Maßnahmen führen nicht nur zu Verzögerungen, sondern bergen auch die Gefahr, dass größere Einsatzfahrzeuge beschädigt werden und die Patienten in den Rettungswagen Unannehmlichkeiten erleiden. Anstelle von Bodenschwellen könnten Geschwindigkeitskissen eine geeignete Alternative sein, da sie nur sehr geringe oder gar keine Auswirkungen auf die Reaktionszeiten von Rettungsdiensten haben. Aufgrund ihrer geringeren Größe können größere Rettungsfahrzeuge über sie hinwegfahren, ohne ihre Geschwindigkeit wesentlich zu verringern, während sie Privatfahrzeuge wirksam abbremsen. Eine weitere weit verbreitete Maßnahme zur Verkehrsberuhigung ist der Bau von Kreisverkehren an Kreuzungen. Während Kreisverkehre den Verkehrsfluss verbessern und die Zahl der Unfälle verringern sollen, gehen die Meinungen über ihre Auswirkungen auf die Reaktionszeiten von Rettungsdiensten unter den Beteiligten auseinander. Michael Unterhalt, ein Sicherheitsberater und ehemaliger Feuerwehrmann aus Deutschland, befürwortet Kreisverkehre gegenüber ampelgeregelten Kreuzungen. Er argumentiert, dass Kreisverkehre im Allgemeinen einen fließenden Verkehr ermöglichen, im Gegensatz zu Kreuzungen, an denen der Verkehr zeitweise zum Stillstand kommt. Dan Burden schließt sich diesem Argument an und stellt fest, dass die meisten Kreisverkehre “die Rettungskräfte eher beschleunigen als aufhalten”. Um von Rettungsfahrzeugen effektiv genutzt werden zu können, sollte der Kreisverkehr jedoch für die beträchtliche Größe der meisten Rettungsfahrzeuge ausgelegt sein. Dazu gehören breite Einfahrtsspuren, befahrbare Bordsteine und ausreichend große Radien, um eine reibungslose Durchfahrt für diese Fahrzeuge zu ermöglichen. In Gesprächen mit der Sicherheitsregion Utrecht wurde jedoch auf mögliche Nachteile der Einrichtung von Kreisverkehren hingewiesen. Sie weisen darauf hin, dass tote Winkel um Kreisverkehre die Sicht von herannahenden Einsatzfahrzeugen behindern können. Dies hat zur Folge, dass die Fahrer von Privatfahrzeugen die Straße nicht immer rechtzeitig räumen können. Bei ampelgesteuerten Kreuzungen kann dieses Problem durch die ferngesteuerte Aktivierung des grünen Lichts für herannahende Einsatzfahrzeuge entschärft werden. Während also verkehrsberuhigende Maßnahmen für die Schaffung eines sichereren Umfelds für die (aktive) Mobilität von entscheidender Bedeutung sind, können ihre Auswirkungen auf die Reaktionszeiten von Rettungsdiensten unterschiedlich sein. Um sicherzustellen, dass die Verkehrsberuhigungsmaßnahmen den Anforderungen einer schnellen Reaktion auf Notfälle gerecht werden, ist eine effektive Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten erforderlich. Dies unterstreicht die Bedeutung unseres nächsten Schwerpunkts! Erleichterung einer effektiven Zusammenarbeit zwischen den relevanten Akteuren. Um sicherzustellen, dass die Radverkehrsinfrastruktur den Sicherheitsstandards entspricht, die von den Rettungskräften gefordert werden, ist die Förderung einer effektiven Zusammenarbeit zwischen den relevanten Interessengruppen von größter Bedeutung. Eine wirksame Strategie zur Erleichterung dieser Zusammenarbeit könnte die Bildung eines speziellen Ausschusses sein, der sich aus Mitglieder verschiedener städtischer Abteilungen zusammensetzt. Das Utrechter Modell dient als Beispiel, bei dem ein Ausschuss die umfassenden Aspekte der Verwaltung, Gestaltung und Nutzung des öffentlichen Raums überwacht. In diesem Ausschuss sind Kollegen aus verschiedenen städtischen Abteilungen vertreten, wie z. B. aus den Abteilungen Grün, Straßenmanagement und Stadtplanung. Wichtig ist, dass dem Ausschuss auch Mitglieder der wichtigsten Rettungsdienste wie Feuerwehr und Polizei angehören. Durch ihre Anwesenheit wird gewährleistet, dass die vorgeschlagenen Sanierungspläne mit den Sicherheitsanforderungen und Notfallprotokollen übereinstimmen. Da der Ausschuss alle zwei Wochen zusammentritt, ist gewährleistet, dass aufkommende Probleme rechtzeitig erörtert und alternative Entwürfe gemeinsam untersucht werden können. Es ist eine Überlegung wert, die Rettungskräfte in einer noch früheren Phase des Prozesses einzubeziehen. Durch die Einbindung ihres Fachwissens in die Entwicklung von Leitfäden für die Infrastrukturgestaltung können Sicherheitsanforderungen nahtlos in den Gestaltungsprozess integriert werden, wodurch Herausforderungen, die bei Sanierungsinitiativen auftreten können, minimiert werden. Überlegen Sie sorgfältig, ob Sie Fahrradwege in die Rettungswege integrieren wollen. Eine weitere bemerkenswerte Diskussion dreht sich um die mögliche Nutzung von Radwegen durch Einsatzfahrzeuge. Die in Paris durchgeführte Studie führte beispielsweise die verkürzten Einsatzzeiten der Feuerwehr teilweise darauf zurück, dass sie Radwege nutzen können, um eventuelle Autostaus zu umgehen. Dennoch sind nicht alle für die Nutzung von Radwegen als Rettungswege, da die Verkehrsteilnehmenden, die normalerweise Radwege nutzen, von Natur aus gefährdeter sind als Einsatzfahrzeuge. In den Niederlanden dürfen Rettungskräfte in Fällen der Priorität 1 und 2, den Kategorien mit der höchsten Dringlichkeit, Radwege benutzen. Dennoch sind sie vorsichtig und benutzen sie nur, wenn sie es für absolut notwendig und sicher halten. Wenn beispielsweise Kinder auf dem Radweg unterwegs sind, können die Rettungskräfte alternative Routen wählen, selbst wenn andere Zugänge durch den Autoverkehr oder Straßensperren blockiert sind. Es gibt jedoch auch Beispiele, bei denen Radwege in Rettungswege integriert sind. Ein Beispiel, bei dem ein Radweg mit Blick auf die Rettungskräfte gebaut wurde, ist ein neu angelegter Weg im Wissenschaftspark Utrecht. Obwohl es sich hierbei nicht um eine konventionelle Lösung handelt, wurde das Design von den Rettungskräften genehmigt und zeigt, dass sich Fahrrad und Rettungsdienst nicht von vornherein ausschließen müssen. Der Weg ist so breit, dass die Radfahrenden problemlos zur Seite fahren können und genügend Platz für die Rettungsfahrzeuge bleibt. Dieser Weg ist nicht Teil der Hauptnotfallroute zum Krankenhaus, sondern kann als Ausweichroute dienen, falls die Hauptroute versperrt ist. Der angepasste Fahrradweg im Wissenschaftspark Utrecht. Das Symbol für Einsatzfahrzeuge auf dem gelben Asphalt signalisiert den Radfahrenden, dass Einsatzfahrzeuge diesen Weg benutzen dürfen. Die Verwendung von zwei verschiedenen Asphaltfarben leitet die Radfahrenden bei Bedarf visuell. Quelle: DCE. Dies zeigt letztlich, dass Radfahrende und Rettungskräfte zwar unterschiedliche Eigenschaften und Bedürfnisse haben, sich aber Fahrradinfrastruktur und schnelle Reaktionszeiten im Notfall nicht ausschließen müssen. Durch konstruktive Zusammenarbeit können Lösungen gefunden werden, die den Bedürfnissen beider Seiten gerecht werden. Entlasten Sie überlastete Straßen durch die Förderung des Fahrradverkehrs. Initiativen zur Förderung des Radverkehrs bieten nicht nur Vorteile für Radfahrer, sondern auch Möglichkeiten zur Verbesserung der Bedingungen für Rettungskräfte. Ein wesentlicher Vorteil liegt in der geringeren räumlichen Ausdehnung von Fahrrädern im Vergleich zu Autos. Indem sie von der Nutzung des Autos abhalten und das Radfahren aktiv fördern, tragen diese Initiativen dazu bei, mehr Platz auf den Straßen freizumachen. Studien haben gezeigt, dass die Verlagerung von Auto- auf Fahrradfahrten zu weniger Staus in der Stadt führt, was sich als vorteilhaft für die Reaktionszeiten bei Notfällen erweisen kann. Außerdem kann die geringere Abhängigkeit vom Auto dazu führen, dass weniger geparkte Autos die Straßen säumen, was die Durchfahrt für Rettungskräfte weiter optimiert. Erwägung des Einsatzes kleinerer Löschfahrzeuge. Eine letzte Überlegung, die angestellt werden sollte, ist der Einsatz kleinerer Löschfahrzeuge bei den Feuerwehren. Kleinere Feuerwehrautos haben einen geringeren Platzbedarf und ermöglichen kleinere Straßen für den Fahrzeugverkehr. Der dadurch frei werdende Platz kann für den Bau von Radwegen umgewidmet werden. Michael Unterhalt plädiert für den Einsatz solcher kleineren Feuerwehrautos mit dem Argument, dass kleinere Einsatzfahrzeuge oft viel billiger und effizienter sind. Zu diesem Ergebnis kommt auch ein Bericht des Volpe National Transportation Systems Center des US-Verkehrsministeriums. Eine der wichtigsten Feststellungen, die in diesem Bericht erwähnt werden, lautet wie folgt: “Kleinere, wendigere Einsatzfahrzeuge haben oft ähnliche oder sogar bessere Fähigkeiten als die gängigsten Fahrzeuge, die heute in US-Städten unterwegs sind. Die in europäischen und asiatischen Großstädten eingesetzten Drehleiter-Löschfahrzeuge können genauso hoch hinaus, obwohl sie nur zwei Drittel so lang sind und nur einen halb so großen Wenderadius haben wie die gängigen amerikanischen Modelle. Einige Modelle von Spritzenwagen sind bis zu 30 % kleiner und haben einen um bis zu 50 % geringeren Wenderadius als die üblicherweise beschafften Modelle.” Einige Städte experimentieren bereits mit dem Einsatz kleinerer Feuerwehrfahrzeuge. Die Feuerwehr von San Francisco zum Beispiel hat den “Vision Zero Truck” eingeführt. Dieses neue Feuerwehrauto ist so konzipiert, dass es sich auf menschenfreundlichen Straßen bewegen kann und gleichzeitig eine schnelle Reaktion auf Notfälle ermöglicht. Der Vision Zero Truck ist “zehn Zentimeter kürzer und zwei Zentimeter schmaler als die älteren Fahrzeuge der Abteilung, und der Wenderadius wurde von 33 auf 25 Fuß verringert”, was es den Feuerwehrleuten ermöglicht, durch Fahrradwege und überfüllte Straßen zu manövrieren. Diese Neuerung stellt einen Kompromiss zwischen den Befürworter sicherer Straßen und der Feuerwehr dar, da beide letztlich das gleiche Ziel verfolgen: die Verbesserung der Sicherheit.