Cycling for Everyone
Cycling for Everyone
Knowledge

Call a Bike: Wie sich die deutsche Schwester des OV-Fiets für bessere Rad-Zug-Verbindungen einsetzt

16 December 2024

Seit seinem Relaunch im Jahr 2001 ist DB Call a Bike das Bike-Sharing-Angebot der Deutschen Bahn, das die Anbindung der Reisenden an die erste und letzte Meile verbessern soll.  Obwohl es in einem anderen Umfeld als das niederländische OV-Fiets operiert, verfolgt Call a Bike das gleiche Ziel: das Reisen bequemer zu machen.

Die Dutch Cycling Embassy hat die Deutsche Bahn bereits mehrfach zu Studienbesuchen empfangen, um bewährte Verfahren für die Verbindung von Fahrrad und Bahn auszutauschen. Kürzlich hat die Deutsche Bahn eine Umstellung auf ein stationsbasiertes und nicht auf ein Free-Floating-Modell vorgenommen, um sich auf diese Lösung zu konzentrieren, die das Produkt bietet. Um mehr über die Entwicklung und die Zukunft des Dienstes zu erfahren, sprachen wir mit Cornelius Kiermasch, Leiter des Bereichs Shared Mobility bei DB Connect.

Was macht Call a Bike so wichtig für die Deutsche Bahn? 

Für die Deutsche Bahn hat Call a Bike eine zentrale Bedeutung: die Vereinfachung der ersten und letzten Etappe einer Zugfahrt. Als stationsbasiertes Bike-Sharing-System ermöglicht es den Reisenden, ein Fahrrad an ihrem Zielort abzuholen, was den Übergang zum oder vom Bahnhof erleichtert und das intermodale Reisen attraktiver macht.

Warum haben Sie von einem Free-Floating-Modell zu einem stationsbasierten Modell gewechselt?

Ursprünglich hatten wir ein Semi-Free-Floating-Modell mit speziellen Parkplätzen in Städten und der Möglichkeit, überall gegen eine zusätzliche Gebühr zu parken. Dann haben wir unsere Strategie geändert. Diese Änderung wurde eingeleitet, weil die Stadt Berlin Schwierigkeiten mit der Verunreinigung der Straßen durch Elektroroller hatte.  Mit den neuen Regelungen zur Mikromobilität in Berlin sind wir in allen Städten auf ein rein stationsbasiertes Modell umgestiegen. Diese Umstellung war äußerst erfolgreich: Über 99 % der Ausleihen beginnen und enden jetzt an einer Station. In Berlin und Köln, wo wir die Umstellung als erstes umgesetzt haben, sind die Ausleihen im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 50 % gestiegen.

Letztes Jahr haben Sie mit die Dutch Cycling Embassy den Hauptbahnhof von Utrecht besucht. Gab es dort etwas, das Sie inspiriert hat? 

Auf jeden Fall! Das OV-fiets-Modell ist eine wirklich inspirierende Blaupause dafür, wie ein Verkehrsunternehmen langfristiges Bike-Sharing betreiben sollte. Im Hauptbahnhof von Utrecht gibt es zum Beispiel über 1.000 gemeinsam genutzte Fahrräder in einer großartigen Abstellanlage.

Dieses Modell legt den Schwerpunkt auf ein schlankes, längerfristiges Verleihsystem, das wir für effizient und bei den Nutzern beliebt halten. Für Call a Bike ist dies eine Bestätigung für unsere Vision, unseren Service weiterzuentwickeln und zu flexibleren und längerfristigen Mietoptionen überzugehen. Auch aus betrieblicher Sicht ist es ein sehr schlankes Modell, das mir gefällt.

Auf dem deutschen Markt ist Call a Bike nicht der einzige Anbieter. In denselben Städten gibt es auch andere Bike-Sharing-Dienste. Wie gehen Sie mit dem Wettbewerb auf dem deutschen Bikesharing-Markt um?

Im Gegensatz zu den Niederlanden haben deutsche Städte in der Regel ihre eigenen Bikesharing-Systeme, die in größeren Städten oft von den lokalen Regierungen subventioniert werden – und von verschiedenen Bikesharing-Betreibern betrieben werden, wie zum Beispiel Deutsche Bahn Connect in Hamburg oder Stuttgart. Daneben gibt es verschiedene Mikromobilitätsanbieter, die in denselben Städten hauptsächlich größere E-Scooter- und E-Bike-Flotten betreiben. Es gibt also einen hohen lokalen Verdrängungswettbewerb und Differenzierung ist der Schlüssel. Wir konzentrieren uns darauf, Call a Bike zu differenzieren, indem wir die Integration von Bahnhöfen in den Vordergrund stellen, was es uns ermöglicht, den Kunden von Fernzügen einen einzigartigen Komfort zu bieten. Derzeit ist Call a Bike in sechs großen Städten – Hamburg, Berlin, Köln, Frankfurt, Stuttgart und München – aktiv und bietet für 80 % der DB-Fernverkehrsreisenden Lösungen für die erste und letzte Meile.

Welche Initiativen tragen dazu bei, die Zugänglichkeit von Call a Bike zu verbessern?

Seit Mitte September ist Call a Bike in die DB Navigator App integriert. Obwohl die Nutzer derzeit für die Registrierung und Abrechnung zur Call a Bike-App wechseln, hat diese Integration die Sichtbarkeit deutlich verbessert. Bis 2025 streben wir eine tiefe Integration in den DB Navigator an, um ein nahtloses Erlebnis zu schaffen.

Außerdem bieten wir Freiminuten für Mitglieder des DB-Treueprogramms und Partnerschaften mit Arbeitgebern und Universitäten an, um die Fahrradnutzung zu fördern.

Ich habe gesehen, dass Sie auch ein Brompton-Abonnement eingeführt haben. Wie kam es zu diesem Projekt? 

Unser CEO wurde von Bromptons Londoner Modell des Bike-Sharing inspiriert. Wir erkannten das Potenzial der faltbaren Brompton-Räder für DB-Kunden, insbesondere für Pendler, und erkannten die Staus, die durch herkömmliche Fahrräder während der Stoßzeiten verursacht werden. Für 90 € pro Monat erhalten die Kunden ein komplettes Mobilitätspaket, indem sie das Deutschland-Ticket für derzeit 49 € mit einem Brompton-Abonnement für 41 € kombinieren. Diese kompakte, bahnfreundliche Lösung hat internationales Interesse geweckt, und wir hoffen, dass es bald ähnliche Initiativen in anderen Ländern geben wird.

More information

For more information

Get in touch

Related to this: